Ingenieurarbeit: Das Rechnen

Die Berechnung von Eigenschaften und Zuständen technischer Produkte ist die zentrale Domäne des Ingenieurs. An deren Zuverlässigkeit hat sich die Welt nach 200 Jahren technischen Fortschritts so stark gewöhnt, dass sie kaum noch wahrgenommen wird.
Hält ein Bauteil den auftretenden Belastungen stand? Wie oft oder wie lange? Wie stark ist dabei die elastische Verformung (Stauchung, Biegung, Torsion)?
Treten an schwingungsfähigen Systemen womöglich Resonanzen auf? Bei welcher Erregerfrequenz? Wie muss das System bedämpft werden?
Die Liste der möglichen Fragen ließe sich beliebig fortsetzen.

All das berechnen Maschinenbauer ... man nimmt kaum je ein Produkt zur Hand, zu dessen Konstruktion nicht umfangreiche Berechnungen angestellt worden sind.
In jeder "einfachen" Zahnbürste stecken ungezählte Berechnungen.

Rechenknecht: Der Computer

In früheren Zeiten müh- und langsam mit Logarithmentabelle und Rechenschieber ausgeführt, werden diese Tätigkeiten heute durch den Einsatz von Computern enorm vereinfacht und beschleunigt.

Es wäre aber ein Irrtum anzunehmen, dass damit Ingenieurarbeit überflüssig geworden ist. Ganz im Gegenteil! Man muss genau wissen, welche Berechnungen angestellt werden müssen - und wie. Die Beurteilung von Berechnungsannahmen und Validität von Parametern ist ohne technischen Hintergrund auch mit Computern unmöglich. Hier zählen nach wie vor Wissen und Erfahrung des Ingenieurs, der begleitende Plausibilitätskontrollen und Überschlagsrechnungen anstellt, um Fehler aufzuspüren, die sich durch unbedachte Übernahme von Rechenergebnissen aus Standardprogrammen einschleichen können.